"Neue Perspektiven auf Basisarbeit" - jetzt erhältlich!


Kaum jemandem sind wohl im Zuge der Corona-Pandemie die Dankbarkeitsbekundungen für diejenigen entgangen, die „den Laden am Laufen hielten“. Dazu gehörten auch viele Basisarbeitende, vor allem in der Pflege, im Einzelhandel, in der Müllentsorgung und bei der Straßenreinigung. Während weite Teile der Bevölkerung ihre Häuser und Wohnungen nur noch für dringende Erledigungen verließen und sich im Homeoffice einrichteten, mussten die Beschäftigten in systemrelevanten Berufen vergleichsweise unverändert ihrer Tätigkeit an ihren Arbeitsplätzen nachgehen. Das Bewusstsein für ihren Beitrag zur Aufrechterhaltung des öffentlichen Lebens war in dieser Krisensituation enorm hoch, sie alle standen plötzlich im Fokus des öffentlichen Interesses, profitierten von Ausnahmeregelungen, beispielsweise in Bezug auf Kinderbetreuung, und wurden beklatscht und gefeiert.

Längst ist der Alltag wieder eingekehrt und mit ihm auch die Selbstverständlichkeit, mit der die Arbeit in den sogenannten systemrelevanten Bereichen wahrgenommen wird. Doch auch in „normalen Zeiten“ gilt es, die Wertschätzung und Anerkennung für Basisarbeit zu schärfen und aufrechtzuerhalten und die Arbeitsbedingungen für Basisarbeitende so zu gestalten, dass auch in Zukunft noch genügend Menschen bereit und dazu in der Lage sind, die vielfach herausfordernden Tätigkeiten auszuüben. Dies nicht zuletzt vor dem Hintergrund des durch die demografische Entwicklung stetig an Dramatik gewinnenden Arbeitskräftemangels auch und gerade in den klassischen Bereichen der Basisarbeit. Denn es ist nicht von der Hand zu weisen, dass sowohl in der öffentlichen Debatte als auch in der Arbeitsmarktforschung bereits seit Jahrzehnten meist die qualifizierten Wissensarbeitenden im Fokus stehen, für die im Zuge der Fachkräftesicherung Maßnahmen zur Mitarbeitendengewinnung, -bindung und -qualifizierung umgesetzt werden. Auch aktuelle Themen und Trends, wie beispielsweise New Work, Mobile Arbeit, Agilität, Generation Y und Z, Kulturwandel etc. werden nahezu ausschließlich vor dem Hintergrund der qualifizierten Arbeitnehmerschaft diskutiert. Die Basisarbeitenden tauchen in dieser Debatte nicht auf. Deshalb ist es uns ein Anliegen, mit diesem Herausgeberband einen Beitrag zu leisten, Basisarbeit aus ihrer Stummheit und Unsichtbarkeit zu holen und sich mit den V VI Vorwort Tätigkeiten und den Menschen, die sie ausüben, aus den verschiedensten Perspektiven auseinanderzusetzen. Die wissenschaftlichen Beiträge dieses Bandes ebenso wie ein Teil der Interviews sind im Rahmen zweier Forschungsprojekte am Institut für Beschäftigung und Employability IBE entstanden. Zum einen ist hier das Projekt „Der Einfluss der Digitalisierung und der Corona-Krise auf Einfacharbeit“ im Auftrag des Ministeriums für Wissenschaft und Gesundheit Rheinland-Pfalz zu nennen, das zwischen November 2020 und Oktober 2022 durchgeführt wurde. Dieses Projekt fokussierte auf die Branchenbereiche Logistik, Produzierendes Gewerbe, Einzelhandel und Facility-Management.

Neben umfangreichen Literaturanalysen zum Forschungsstand bis Ende 2021 wurden im Anschluss eine leitfadengestützte Interviewreihe mit Basisarbeitenden, Führungskräften, Personalverantwortlichen und Arbeitnehmendenvertreter:innen sowie eine quantitative Erhebung mit mehr als 400 Teilnehmenden durchgeführt. Zum anderen basieren die wissenschaftlichen Beiträge auf der erweiterten und aktualisierten Literaturanalyse im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projektes „BasiC – Die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Basic Work“, das im Februar 2023 startete. Bis Juli 2024 wird in diesem Projekt unter anderem durch eine weitere branchenbezogene Interviewreihe und empirische Erhebung ein noch umfassenderes Bild im Hinblick auf die Situation von Basisarbeitenden gezeichnet und es werden mögliche Wege hin zu mehr Wertschätzung und Förderung aufgezeigt. „BasiC“ nimmt dabei vier weitere Branchen mit einem hohen Anteil an Basisarbeitenden in den Blick: die Gesundheitswirtschaft, das Hotel- und Gaststättengewerbe, die haushaltsnahen Dienstleistungen und den Garten- und Landschaftsbau. Die Erkenntnisse wird das Institut für Beschäftigung und Employability im Jahr 2024 veröffentlichen. Wir wünschen Ihnen eine anregende Lektüre

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