
12. Ludwigshafener Personalgespräche:
Hinfallen - Krone richten - Weitergehen
Warum Scheitern zum Erfolg gehört
Das Institut für Beschäftigung und Employability IBE hatte auch für die 12. Auflage der Ludwigshafener Personalgespräche am 29. Januar 2020 ein besonderes Veranstaltungsformat gewählt. Die Filmkomödie „Notting Hill“ hat dafür den Ausschlag gegeben. In einer der eindrucksvollsten Szenen ringen die Geburtstagsgäste nach dem Dinner um den letzten Brownie, der noch auf dem Teller übrig geblieben ist. Es soll ihn diejenige Person bekommen, die die tragischste Lebensgeschichte vortragen kann. "I'm going to give the last brownie as a prize to the saddest act here", schlägt einer der Gäste vor. So kommen der Reihe nach die persönlichen Schicksale ans Licht.
In Anlehnung an die Kult-Filmszene aus „Notting Hill“ ging es beim „IBE-Brownie-Event“ ebenfalls darum, wer den letzten Brownie verdient hat. Die zentrale Fragestellung an die Brownie-Anwärter/innen lautete:
„An welchem Misserfolg bin ich am meisten gewachsen?“
Angetreten sind vier geladene Brownie-Anwärter/innen mit ihren eigenen, persönlichen Erzählungen. Ihre Einzelschicksale zeigten den Gästen eindrucksvoll, wie unterschiedlich mit Herausforderungen umgegangen wird und mit welchen unterschiedlichen Verhaltensmustern und Wegen diesen begegnet werden kann. Anschließend hatten die rund 250 Veranstaltungsgäste die Gelegenheit, sich mit einem eigenen Beitrag am Wettbewerb zu beteiligen.
Nach der Eröffnung durch die Moderatorin Sieglinde Schneider (Geschäftsführerin der Accente BizzComm GmbH) und der Begrüßung durch Hochschulpräsident Prof. Peter Mudra, betrat zunächst Andreas Beseler die Bühne, der noch vor dem Brownie-Event einen persönlichen Input zum Thema gab. Der Gründer des Projekts "Rad statt Rollstuhl" sowie der gemeinnützigen "Besi & Friends-Stiftung“ zeigte dem Publikum eindrucksvoll, wie er gegen seine Krankheit Multiple Sklerose ankämpft. Mithilfe des Radsports kann er die Krankheit bis heute weitestgehend in Schach halten und unterstützt als Mutmacher mit seinen Projekten mittlerweile viele andere MS-Erkrankte.
Beim anschließenden IBE-Brownie-Event machte Martin Gaedt, Provotainer und Buchautor, den Anfang. Er erzählte beispielsweise von einem erschreckenden Erlebnis während einer Grand-Canyon-Tour. Aus dieser bedrohlichen Erfahrung habe er gelernt, dass er, wenn er ernsthaft Hilfe benötige, dies auch auf direktem Wege äußern müsse. Eine ganz andere Geschichte gab Maximilian Pollux (Präventionsberater und Buchautor) preis. Er hatte nach einer „Gangsterkarriere“ und 10 Jahren Haft beschlossen, die Lehren aus seiner Vergangenheit sinnvoll einzusetzen. Heute ist er als Präventionsbeauftragter in Schulen unterwegs, hält Lesungen und arbeitet als Schriftsteller. Auch Prof. Dr. Jutta Rump und Prof. Dr. Peter Mudra beteiligten sich und teilten Ihre Erfahrungen, die sie stark an sich selbst und anderen Personen zweifelten ließen, mit den Gästen am IBE-Brownie-Event.
Nach der Vorstellung dieser vier sehr unterschiedlichen Lebensgeschichten erhielt anschließend auch das Publikum die Chance, von ihren eigenen Misserfolgen zu berichten. Es fanden sich drei Mutige, die ebenfalls ihre Geschichte des Scheiterns erzählten und sich um den Brownie bewarben, bevor die Gäste per Live-Voting darüber entscheiden durften, an wen dieser gehen soll. Als Publikumsliebling erwies sich Maximilian Pollux, der den XXL-Brownie erhielt und großzügig an die Gäste verteilte.
Die Speaker & Brownie-Anwärter/innen

Andreas Beseler
Gründer des Projekts „Rad statt Rollstuhl“ sowie der gemeinnützigen „Besi & Friends Stiftung“
Mein Name ist Andreas Beseler; meine Freunde nennen mich Besi. Es ist mir gelungen, mit Hilfe des Fahrrads dem scheinbar unvermeidbaren Schicksal „Rollstuhl“ zu entkommen und ich bin darüber unendlich glücklich! Ich möchte anderen Menschen mit ähnlichem Schicksal ermuntern, es mir gleich zu tun oder es wenigstens zu versuchen.

Martin Gaedt (IBE-Brownie-Event-Teilnehmer)
Unternehmer, Trainer, Keynote-Speaker und Bestsellerautor von „Rock Your Idea“ sowie „Mythos Fachkräftemangel“
Die Sonne brennt. Wir sind mitten im Grand Canyon. Selbstsicher übersehe ich alle Warnschilder: „Don`t walk 10 a.m – 4 p.m. It´s too hot.“ Schließlich hatte ich den Grand Canyon schon drei Mal gemeistert - an einem Tag runter zum Colorado River und wieder hoch zum South Rim. Was sollte mir passieren… bis plötzlich ohne Vorwarnung der Stecker gezogen wurde.

Prof. Dr. Peter Mudra (IBE-Brownie-Event-Teilnehmer)
Präsident der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen
Die Fusion von Großunternehmen kann an den Grundfesten einer Organisation rütteln. Nicht nur strukturell, sondern auch wertebezogen. Wenn sich im Gewande von „Merger-of-Equals-Attitüden“ im „Innenbetrieb“ der übernommenen Company der Ausverkauf von Werten und Moral scheinbar zum dominanten Ton der Führungsriegen entwickelt und sich dabei das Interesse an menschlichen Schicksalen vorrangig auf die eigene Person reduziert, dann fühlt sich das extrem schlecht an.
Hier nicht mitzumachen, ist der Stoff, aus dem sich mein Hinfallen, mein Scheitern ableitete. Es ist aber auch der Stoff, der nach dem Aufschlag und einer Reflexionsphase mein Bewusstsein in einer besonderen Weise dahingehend schärfte, welchen Anspruch ich an mich selbst in Führungsrollen anlegen will, um mich gut zu fühlen.

Maximilian Pollux (IBE-Brownie-Event-Teilnehmer)
Ex-Gangster, Präventionscoach und Gründer des SichtWaisen e.V.
Einer Jugend als Krimineller und einer jahrelangen Flucht ins europäische Ausland folgten fast zehn Jahre Haft in einem bayrischen Hochsicherheitsgefängnis. Nach seiner Entlassung veröffentlichte Maximilian Pollux eine Reihe von Büchern zum Thema Kriminalität. Im Rahmen der Frankfurter Buchmesse traf er auf eine Lehrerin die ihn dazu inspirierte Schulen zu besuchen um dort über seine Vergangenheit zu reden.
Mittlerweile gibt er deutschlandweit Workshops zur Gewalt- und Drogenprävention. Sein 2019 gegründeter Verein SichtWaisen e.V. besucht neben Schulen, Jugendhäusern, Heimen und Wohngruppen, auch Gefängnisse und Kliniken.
Als Mentor begleitet er heute ausgewählte jugendliche Intensivtäter die später wiederrum anderen Kindern und Jugendlichen zur Seite stehen sollen.
Er ist verheiratet und lebt gegenwärtig in Mainz.

Prof. Dr. Jutta Rump (IBE-Brownie-Event-Teilnehmerin)
Direktorin am Institut für Beschäftigung und Employability IBE
Ich bin Einzelkind, behütet aufgewachsen. In meiner Familie stand Bildung immer an erster Stelle. Man hat mir beigebracht, dass Lernen und Wissen Freiheit bedeutet. Da ich freiheitsliebend bin, habe ich dementsprechend performt.
Dann kam der Paukenschlag beim Berufseinstieg. Nach einem Jahr als Assistentin an der Universität hat mein Chef mir gesagt, dass ich "zu blöd" für die Uni und die Hochschullaufbahn bin und hat mir wegen Inkompetenz gekündigt. Damit war mein beruflicher Traum zerplatzt! Na ja, für 2 Wochen...
Rückblickend war das eine der wichtigsten Erfahrungen im beruflichen Kontext. Denn was sich daraus entwickelt hat, ist meine heutige Grundlage. So bin ich zum HR Geschäft gekommen.

Sieglinde Schneider (Moderatorin)
Geschäftsführerin Accente BizzComm GmbH, Wiesbaden